Produktverpackungen und Gesundheitsversprechen – Mehr Schein als Sein?

Geht ihr auch manchmal durch den Supermarkt und seit komplett überfordert von diesem riesigen Angebot? Die Lebensmittelhersteller schmücken ihre Produktverpackungen mit schönen Bildern und Farben, versprechen gesundheitsfördernde Wirkungen und vermitteln uns ein gutes Gefühl beim Kauf. Das Thema Produktkennzeichnung und Gesundheitsversprechen auf Lebensmitteln ist ein riesiges Thema, wo im Detail wahrscheinliche keiner mehr durchblickt.

Trotz der Komplexität dieses Themas möchten wir euch ein paar wertvolle Tipps und Hinweise für euren nächsten Einkauf mitgeben.

Die „Tonne“ – Verführerische Kalorienangaben

Kennt ihr dieses ovale Feld meist auf der Vorderseite von Produktverpackungen? In diesem Feld wird häufig die Kalorienmenge für 100 g des Lebensmittels ODER für „eine Portion“ des Lebensmittels angegeben. Was allerdings eine Portion ist, das bestimmt der Hersteller selbst. Somit, ihr könnt es euch wahrscheinlich denken, wird meist eine sehr kleine Portion angegeben.

1. Beispiel: Mozzarella

Wie ihr in dem unteren Foto seht, wird als eine Portion 30 g Lebensmittel angegeben. Das entspricht genau ¼ des ganzen Mozzarellas. Somit hat der ganze Mozzarella nicht 74 kcal, sondern 296 kcal.

2. Beispiel: Müsli/Flakes

Hier seht ihr z.B. „eine Portion“ (entspricht 30 g laut Hersteller) Flakes. Im Normalfall würde man eine größere Portion verzehren. Ist jemand sehr kalorienbewusst, lässt man sich vielleicht von der geringen Kalorienmenge auf der Verpackung in die Irre führen.

Light = Leicht?

Lightprodukte sind ein stetig wachsender Markt. Wir finden sie überall, da sie sich quer durch die verschiedensten Lebensmittelgruppen ziehen. Doch bedeutet „light“ wirklich „leicht“? Ein Produkt darf lt. Gesetz als „Light“ bezeichnet werden, wenn mind. 30 % eines Inhaltsstoffes reduziert wurde.

Das heißt, ein Produkt kann fett-, zucker-, salz- oder auch kalorienreduziert sein. Ein Lightprodukt muss nicht automatisch kalorienarm sein, da bei Fettreduktion meist vermehrt Zucker hinzugegeben wird, oder umgekehrt.

Beispiel: 500 ml fettarmer Erdbeertrinkjoghurt

450 kcal

< 0,5 g Fett

15 Stück Zuckerwürfel

Maximal sollten lt. WHO 6-12 Stück Zucker pro Tag aufgenommen werden. Somit ist klar ersichtlich, dass alleine ein Trinkjoghurt mehr als die maximale Dosis an Zucker liefert und schon ca. ¼ der täglich empfohlenen Kalorienmenge liefert. Dies ist ein Beispiel für ein Light-Produkt, das definitiv kein „leichtes“ Lebensmittel ist. Oft ist es einfach kompliziert genau auszurechnen wovon genau zu viel oder wenig enthalten ist. Meist ist es klüger einfach „natürliche“ Produkte vorzuziehen.

Zuckerfrei, zuckerreduziert, zuckerarm – wer blickt da noch durch?

Das Lebensmittelrecht regelt genau wie viel Zucker in einem Produkt stecken darf, damit gewisse Bezeichnungen verwendet werden dürfen:

  • Zuckerarm = bei festen Lebensmitteln < 5 g Zucker/100 g, bei flüssigen Substanzen < 2,5 g Zucker pro 100 ml
  • „zuckerfrei“ = max. 0,5 g Zucker/100 g
  • „Ohne Zuckerzusatz“ / „Enthält von Natur aus Zucker“ = keine zusätzliche Beifügung von Zucker, unabhängig von hohem oder niedrigem Zuckergehalt des Ausgangsproduktes
  • „weniger Zucker„ / „zuckerreduziert“  = laut Gesetzgeber nur 30 Prozent weniger Zucker
  • „ungesüßt“ = weder Zucker, noch süßende Lebensmittel, noch Süßungsmittel enthalten

Zur Info: Produkte die zuckerreduziert sind, werden stattdessen oft mit Süßstoffen gesüßt. Süßstoffe haben zwar keine Kalorien und lassen den Blutzucker nicht ansteigen, prägen aber dennoch unseren Geschmacksinn und sollten nicht zu häufig eingesetzt werden.

Laktosefrei – Ist das besser?

Laktoseintoleranz ist relativ weit verbreitet und kann beim Verzehr von Produkten mit Laktose Durchfall, Bauchkrämpfe oder Blähungen auslösen. Für Menschen mit dieser Erkrankung ist es ideal, dass mittlerweile so viele Firmen laktosefreie Produkte auf den Markt bringen. Das „Problem“ dabei ist, dass auch viele gesunde Menschen annehmen, diese Produkte seien gesünder. Dem ist nicht so. Ebenso irreführend ist die Kennzeichnung „laktosefrei“ auf Hart- und Schnittkäse, da diese sowieso durch die Reifung fast gänzlich laktosefrei sind. Also auch Käse auf dem dies nicht vermerkt ist, ist quasi laktosefrei!

Ist „bio“ drin, wo „bio“ draufsteht?

Ja, denn „bio“ bzw. „biologisch“ oder „öko“ bzw. „ökologisch“ sind geschützte Begriffe, die nur unter strenger Kontrolle verwendet werden dürfen. Alle Produkte müssen die Anforderungen der EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau erfüllen.

Zum Beispiel müssen bei einem Bio-Produkt 100 %  der Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs aus ökologischem Landbau stammen (Ausnahme: Wenn es best. LM nicht in Bio-Qualität gibt, dürfen 5% aus konventioneller Landwirtschaft stammen) und nur 50 von 320 zugelassenen Zusatzstoffen dürfen verwendet werden. Mehr Infos zu diesem Thema findet ihr auf der Seite der Arbeiterkammer.

Achtung bei den folgenden Bezeichnungen, denn diese bedeuten nicht, dass es sich um ein Bio-Produkt handelt:

  • Integrierte Produktion
  • Regionale Erzeugung
  • Umweltschonender Anbau
  • Naturnah
  • Vertragsanbau
  • Kontrollierter Aufbau
  • Spritzmittelfrei
  • Rückstandskontrolliert
  • aus naturnahem Anbau
  • aus kontrolliertem Anbau…

Ist dunkles Brot immer Vollkornbrot?

Eine dunkle Farbe, ein paar Körner oder auch die Verwendung von Dinkel- und Roggengetreide verführt viele dazu zu meinen, es handle sich automatisch um ein Vollkornbrot. Diese Faktoren sind leider kein Indiz dafür, dass es tatsächlich ein Vollkornbrot ist.

Wie erkennt man nun ein „echtes“ Vollkornbrot? Die Antwort ist ganz simpel: Zutatenliste lesen.

Steht an erster Stelle der Zutatenliste Weizen-, Dinkel- oder RoggenVOLLKORNmehl (oder auch andere Getreidesorten), besteht das Brot zu einem großen Teil aus eben diesem Mehl. Also kommt es im Prinzip weder auf die Farbe noch auf die Getreideart an, sondern viel mehr wie viel vom Getreidekorn verwendet wurde.

Blogserie Ernährungsexperten Österreich

Mit der Blogserie #ernährungsexpertenösterreich möchten wir (Diätologinnen und Ernährungswissenschaftlerinnen) über verschiedene heiß diskutierte und spannende Themen  im Ernährungsbereich schreiben.

Ich hoffe der Artikel hat euch gefallen und ihr seit dadurch noch wachsamere KonsumentInnen. Wenn euch weitere Ernährungsthemen interessieren, dann klickt euch doch durch unsere anderen spannenden Artikel durch:

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Bei Fragen könnt ihr mir gerne schreiben.